Montag, 21. Juli 2008

Leseprobe aus meinem ersten Roman: "Zweieinhalb Wochen".

Leseprobe aus:

„Zweieinhalb Wochen“


Wenn ich später an diese Stunden, die nun folgen, zu­rückdenke, fallen mir als Erstes die Farben Schwarz und Rot ein, denn sie sind allgegenwärtig.

Rotorange glüht das Feuer im Kamin, nur unterbro­chen von gelegentlichem Knacken des dunklen Holzes und dem anschließenden kurzen, hellen Funkensprühen. Es zeichnet bizarre Schatten auf die Umgebung, Schat­ten, die sich ständig in Form und Farbe verändern; wäh­rend die weiter entfernt brennenden Kerzen dem Gan­zen einen ruhigen blassorangefarbenen Rahmen geben.

Rot ist die Spitze des Joints, die sich ins Hellorange verfärbt, wenn wir daran ziehen. Rötliche Schatten er­hellen sein Gesicht unter dem nun schwarzen Haar, auf dem ebenfalls die Flammenschatten liegen, und hypno­tisch schwarz glühen seine Augen vor dem Lodern des Feuers, als er mich ansieht.

Meine Gedanken kreisen und tanzen, wie die Flam­men im Kamin, und werden schließlich ruhiger, bis ich vollständig in dieser dunklen, schemenhaften, das Fla­ckern des Feuers widerspiegelnden Welt versinke; ich sitze nur da und lasse sie auf mich einwirken, um sie schließlich zu genießen.

Ich genieße es, als er meinen Bademantel öffnet und ihn abstreift. Ich liebe den Blick dieser schwarzen, durchdringenden Augen auf mir und lasse mich nach hinten sinken. Tief atme ich ein, um diesen einzigarti­gen Geruch wahrzunehmen, an den ich mich immer erinnern werde: ein Aroma bestehend aus brennendem Holz, Haschisch, seinem Geruch, als er sich über mich beugt und mich küsst, und ist da nicht noch irgendwo ein kaum wahrnehmbarer Unterton von Orange?

Rot flackern die Flammen auf meiner nackten Haut und tauchen mein Haar in ein Meer von dunkler Bronze; Rot erscheint vor meinen Augen, als ich sie schließe und den Kopf in den Nacken lege.

Kaum nehme ich ihn wahr, so zögernd sind seine er­sten Berührungen, leicht wie eine Vogelfeder und sanft wie die warme Abendluft, die gerötet ist von der unter­gehenden Sonne; und ich strecke die Hand aus, um ihn zu ertasten, festzustellen, ob er es wirklich ist, und nicht ein Windhauch in einer schwarzroten Traumwelt. Seine Hand schließt sich um die meine, und ich fühle seine Lippen auf mir. Dann fährt er fort, mich zu strei­cheln, nun jedoch fordernder.

Rote Funken entzünden sich auf meinem Körper, dort, wo er mich berührt; ganz nah über mir ist sein Gesicht; und auf geradem Wege in mich einzudringen scheinen diese nachtdunklen Augen, umgeben von der noch dunkleren Ahnung seiner Haare, hinter der ver­schwommen das Flackern des Feuers aufscheint. Tief in die Schwärze dieser Augen stürze ich, als sein Mund sich mit dem meinen vereint; tief hinab in einen unend­lichen, dunklen Abgrund, in dem irgendwo winzig klein die blassrote Flamme der Lust auftaucht. Mit jeder sei­ner Zärtlichkeiten, mit jeder seiner Berührungen wächst sie, vom kaum vernehmbaren, schwachen, rötlichen Funken zum verzehrenden, dunkelroten Flammensturm, der alles, was sich ihm entgegenstellt, vernichten will.

Und doch bleibe ich ruhig liegen und genieße nur, ein leises Lächeln auf den geöffneten Lippen; es ist mir, als schwebte ich zeitlos in einem Feuer; einem Feuer, das nicht verbrennt, sondern nur einhüllt in eine allumfas­sende wohlig-warme, glutrote Wolke. Ich genieße es, denn ich spüre, er wird zu mir kommen, wenn die Zeit reif ist; und ich vertraue ihm, dass er weiß, wann es soweit sein wird.

Und als es soweit ist und mich der dunkelrote Flam­mensturm ganz erfasst hat, ist er auf mir, in mir; und ich schaue ihn an, um ihn ganz wahrzunehmen, ihn ganz in mich aufzusaugen, jede einzelne Faser von ihm zu erfassen. »Schon?«, flüstere ich, als ich mich un­endlich lang verströme; es ist ein anhaltendes Fliegen und klingt kaum vernehmbar ab, nachdem er sich eben­falls gesättigt hat.

Noch lange verzaubern die roten Flammen unsere ru­henden Körper, sie umhüllen uns mit allmählich schwächer werdenden Schatten und lassen uns schließ­lich in der Schwärze der Nacht zurück.

Als ich nochmals aufwache, liegt er bei mir; er hat den Arm um mich gelegt und schläft. Der Raum ist in graues Dämmerlicht getaucht, denn das Feuer glüht nur noch schwach; doch mir ist nicht kalt, denn ich fühle mich geborgen unter der dunklen Umarmung seiner Nähe. Eine wohlige, allumfassende Ruhe erfüllt mich; ich lausche noch eine Weile seinen Atemzügen und schlafe ein.

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