Dienstag, 22. Juli 2008

Leseprobe aus: "Fragmente einer Dressur"

«Seit wann, mein Liebes, hast du Angst?»
Er lächelt, und in dem Augenblick überflutet mich ein unglaubliches Wärmegefühl, ja, Liebe für ihn, denn er weiß, denn er versteht, er versteht mich blind. Und ich betrete die kleine, goldene Brücke, die er mir angeboten hat.
«Woher weißt du das?»
«Ich glaube, du musst mir sehr viel erzählen. Nein, du wirst es mir erzählen, ich verlange es von dir. Aber das machen wir später. Jetzt möchte ich zuerst einmal wissen, was du wirklich von mir willst.»
«Ich will –»
«Ja?» Er lacht fast; deutlich kann ich den Schalk in seinen Augen erkennen.
«Ich kann es nicht sagen.»
«Du kannst. Ich weiß, dass du es kannst. Vergesse deine Angst und sage es mir.»
«Ich will, dass du mich sexuell unterwirfst.»
Endlich ist es heraus; ich atme tief durch.
Er bleibt ruhig. «Aha. Und was meinst du damit?»
Mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet.
«Ich weiß nicht so recht. Nein, ich meine, ich habe es doch eben schon erzählt.»
«Du hast nur Andeutungen gemacht. Dabei weißt du genau, was du willst. Du weichst mir permanent aus; ich könnte auch sagen: Du lügst mich die ganze Zeit an. Und es wird Zeit, dass du damit aufhörst. In Zukunft erwarte ich von dir, dass du dich deutlich ausdrückst.»
«Ich kann nicht», flüstere ich.
«Du wiederholst dich. Du kannst es. Diese Ausrede lasse ich ab heute nicht mehr gelten.»
Ich erröte und schweige.
Wieder wartet er.
Womit anfangen? Warum bin ich so hilflos? Warum ist es so schwer, darüber zu reden? Aber ich muss.
«Ich will, dass du solange mit mir spielst, mich manipulierst, bis ich willenlos bin unter deinen Händen. Und dann alles mit mir tust, was du willst. So, wie es damals war, in Tønder, als es anfing.»
«Warum sollte ich überhaupt noch irgendetwas von dir wollen, nach dem, was vor ein paar Tagen passiert ist?»
Ich beiße mir auf die Lippen.
«Warum soll ich mir die Mühe machen, eine zickige, undankbare Frau zu unterwerfen, die noch dazu nicht einmal fähig ist, zu sagen, was sie will? Erkläre mir, was habe ich davon, dich zu unterwerfen?»
Nein –
Schon wieder diese Scheiß Tränen! Was soll das? Was soll diese Demütigung? Warum bringt er mich erst dazu, all das zu sagen, und dann das?
«Es tut mir leid, was vorgestern passiert ist. Ich habe plötzlich Angst bekommen.»
«Gut.» Kurz schweigt er. «Du willst, dass ich dich unterwerfe. Ich nehme das zur Kenntnis. Ich tue es zu meinen Bedingungen; das bedeutet, du hast diese zu akzeptieren. Möglicherweise wird es Auswirkungen auf deinen Alltag, dein Leben haben, wenn wir zusammen sind. Ist dir das klar?»
«Was meinst du damit?»
«Inwieweit unser Alltag miteinander vereinbar ist, darüber können wir später reden; ich denke, wir kommen diesbezüglich zu einer Einigung. Jetzt möchte ich erst einmal das Grundsätzliche abklären: Woher willst du denn überhaupt wissen, was sexuelle Unterwerfung für mich heißt, mein Liebes?»
Ich atme auf.
«Ich weiß es nicht. Aber ich will es.»
«Du hast sehr viel Vertrauen zu mir.» Er geht zu mir und nimmt meine Hände: «Und was ist mit deiner Angst?»
«Ich habe sie immer noch», murmele ich.
«Und trotzdem diese Hingabe? Ich danke dir dafür.» Er hebt meinen Kopf und küsst mich sanft. «Bist du nie damit reingefallen?»
«Ja, das bin ich. Darüber möchte ich nicht reden.»
«Natürlich.» Er setzt sich wieder mir gegenüber hin. «Das tun wir ein anderes Mal. Nun zu meinen Bedingungen.»
Er zündet sich eine neue Zigarette an und nimmt ein paar Züge. Geduldig warte ich.
«Wenn ich eine Frau sexuell unterwerfe, heißt das: Ich –»

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