Montag, 2. August 2010

Grau - aus: Durst - Texte und Bilder der Sehnsucht 2

Hier eine kleine, "nette" Kurzgeschichte aus meinem Buch: "Durst - Texte und Bilder der Sehnsucht 2" (ISBN: 978-3-939970-22-4). Die Geschichte heißt "Grau" und ich habe sie quasi jahrelang mit mir in Gedanken, im Ansatz, "rumgeschleppt", bis dann der Zeitpunkt gekommen war, sie aufzuschreiben.
Viel Spaß bei:

GRAU

Ich liebte ihn, ich liebte ihn, ich liebte ihn. Seine funkelnden grauen Augen, damals am See, kaum, dass ich sie sah, liebte ich ihn.
Später trieb er mich quer durch seine Zimmer, und ich liebte ihn. Später ließ er mich zappeln, leiden, warten, und ich liebte ihn.
Woher nahm er die Gewissheit, dass ich es so und nicht anders brauchte? Doch genau dafür liebte ich ihn.
Schon an diesem verregnet-nebligen Morgen, schon der erste Blick in diese Augen, und es war klar, was aus mir werden würde. Liebte ich ihn da bereits? Ich weiß es nicht. Genauso dunkelgrau wie sein feucht schimmernder langer Wettermantel waren seine brennenden Augen, die mich ma-gisch anzogen, als seien sie der einzig relevante Punkt an diesem Morgen, an diesem See. Wie im Traum stellte ich mein Rad ab, ein erneuter Blick, stumm ging ich auf ihn zu. Ich glaube, er sagte einen Satz, ähnlich wie: «Du bist gekommen», so genau habe ich es nicht mehr in Erinnerung. Was zählten Worte in diesem Moment, denn ich liebte ihn, irgendwie. Oder was war das, was mich zu ihm hinzog, dieses Band, diese Magie?
Kurz strich er mir übers Haar, dann der Griff in den Nacken, und wie selbstverständlich ging ich in die Knie. Öffnete seine Hose, tat, was ich tun konnte, bis sein: «genug, Schlampe», mich stoppte. Wieder der Griff, diesmal ins Haar, er zog mich hoch. «Du weißt, was du bist», schienen diese jetzt stahlgrauen Augen auszudrücken, aber stattdessen vernahm ich den Befehl: «Zieh dich aus.»
«Wie, hier, jetzt?»
Für einen flüchtigen Moment dachte ich daran, was passieren würde, wenn ein Spaziergänger vorbei kommen würde, aber bei dem Wetter war das eher unwahrscheinlich. Ein feiner, alles durch-dringender Nieselregen benetzte mittlerweile die Vegetation, den nass glänzenden grauen Mantel des Fremden, alles um uns herum, an diesem Morgen, an diesem See.
«Ja, hier, jetzt. Ich will deine Titten wie Euter durch den Dreck ziehen, ich will, dass du über den Schlammboden kriechst, bis dir klar wird, was du bist.»
Möglich, dass ich noch einmal nachfragte, aufbegehrte, schwach wohl nur, denn mein Schicksal schien mir besiegelt, möglich aber auch, dass ich es nicht mehr tat.
«Runter mit den Klamotten.»
Wie in Trance legte ich meine Sachen ab. Kalt? Nein. Nur noch diese hart-grauen Augen.
«Auf den Boden!»
«Auf alle Viere!»
«Nase in den Dreck!»
«Beine breit!»
Lederbekleidete Beine neben mir, Stimme über mir, weiter. Nass war es. Uneben war es. Schlammig war es.
«Die Titten in den Matsch! Richtig über den Boden schleifen lassen.»
Ich spürte seine Stiefelspitze am Arsch. An meiner weit auseinander klaffenden Fotze.
«Ah, mein kleines Schweinchen ist schon geil, wie schön, das zu sehen.»
Und ich liebte ihn. Was damals begann, dort am See, an diesem nebligen, nieselgrauen Morgen, was bereits da in Ekstase endete, nachdem er mich stundenlang, wie es mir schien, durch den Dreck hatte robben lassen, und anschließend genommen hatte, wo er wollte, setzte sich fort, wann und wo er es wollte. Einen Zettel mit seiner Telefonnummer fand ich in meinen Schuhen, als ich mich danach, völlig erschöpft, im immer noch spiegelglatten silbriggrauen See gereinigt und angezogen hatte. - Wieso war die Wasseroberfläche bloß so ruhig, nach dem Erdbeben, welches ich erlebt hatte? - Einmal rief ich ihn an, von dem Zeitpunkt an befahl er, wann, wie, wo wir uns trafen, und ich liebte ihn.
Manchmal noch, nach einem vorsichtigen Blick in seine nonchalantgrauen Augen, fragte ich ihn: «Warum tust du das?»; seine Antwort war meist dieselbe: «Damit dir klar wird, was du bist.» Einmal noch gewährte er mir auf meine Frage Einblick in das, was er lächelnd ‹seine Erkenntnis› nannte: «Es ist deine Bestimmung. Ich reiße dir alle Fassaden herunter, bis du nur noch du selbst bist, bis du endlich, endlich deine Vernunft, deinen Verstand verlierst. Und dann bist du gefügig. Weiß der Himmel, wer dich so verbockt hat, aber erst dann bist du weich wie Wachs, so, wie ich es liebe. Und dafür sorge ich, das kannst du mir glauben.»
Ich glaubte ihm. Er brauchte mich nicht mehr im Nacken herunter zu drücken, ich sank automa-tisch auf die Knie, seine wissenden grauen Augen über mir.
Und, ich liebte ihn.

Viele Grüße, Pearl

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